Überfall im Wandschrank

Überfall im Wandschrank -- Die neue Dimension des Grauens -- Hinter Socken und Pullis lauert das Ungewisse

Der Filmversuch aus den Achtziger Jahren war wohl eher nicht so erfolgreich — wie viele vergleichbare Müllfilme aus den Achtzigern, an die heute niemand mehr denkt, wenn er mit den strahlenden Augen der Verklärung rückschaut und dabei ganz vergisst, wie unendlich dumm und geschmacklos die Populärkultur dieser Zeit war. Aber immerhin: Jeder dieser Filme war einfallsreicher und weniger schablonenhaft als die typische Story eines heutigen Disney-Films, dargeboten von einer Horde Schablonenschauspielern, die offenbar alle von der gleichen Schauspielschule kommen und ihren Beruf dort ganz ähnlich erlernt haben müssen wie der durchschnittliche Japaner die englische Sprache: Durch Auswendiglernen eines Wörterbuches von „A“ bis „Z“. Und dieses vernichtende Urteil gilt auch, wenn man im Hintergrund des zeitgenössischen Disney-Films den Imperialen Marsch hört. 🤮

Dass heute überhaupt noch jemand ins Kino geht…

Letter Quality

Titel eines Artikels aus der Zeitschrift Amiga Computing, Ausgabe Juni 1988: Joining the dots. Rupert Goodwins find nine pins good but 24 pins better

Die Abk. „LQ“ in LQ-500, der Typbezeichnung des abgebildeten Druckers, meint übrigens „Letter Quality“. Das war einer dieser Fachbegriffe der Achtziger Jahre, der bedeutete, dass man nur beim Hinschauen bemerkte, dass der Ausdruck aus dem Nadeldrucker kam. Unvergessen die charakteristische Geräuschentwicklung während des Drucks.

Ach ja, es gab damals übrigens Computerzeitschriften, die auch gekauft und gern gelesen wurden, weil man aus ihnen etwas erfuhr. Dieses Interdingens gab es zwar auch schon, es wurde aber eher selten außerhalb einer Universität gesehen. Es diente (aus Anwendersicht) vor allem für E-Mail, Usenet und FTP. Wenn man nach etwas auf den FTP-Servern suchte, gab es noch nicht einmal Archie. Und als es endlich Archie gab und es eine brauchbare Performance hatte — so ungefähr ab dem Winter 1990 — wurde es selbstverständlich über Telnet abgefragt. Mit lustigen regulären Ausdrücken, ganz ähnlich wie bei grep, aber ohne die Zeichenklassen.

Die Idioten, die sich selbst als „digital natives“ bezeichnen, weil sie weniger Deutsch können, als sie schlechtes Englisch sprechen, kennen das alles nicht mehr. Da kann man ja auch nirgends klicken. Da gibts ja gar keine bunten Bilder. Und das hirnt.

Pop-Ticktack

Kaufhof-Reklame aus dem Jahr 1988 für Swatch-Armbanduhren. So sportlich und farbenfroh flitzt die Zeit vorbei, wenn man mit der neuen Pop Swatch im Fancy-Techno-Look auf der Fun-Welle schwimmt. Für 65,– -- FUNLINE -- Kaufhof

So bunt und flutsch rutscht die Zeit durch die Finger, wenn man einem Mund voller lustiger Pillen und Ohren voller menschenrechtlich hoch bedenklicher Popmusik in den tollen und farbenrohen Achtziger Jahren eine Armbanduhr kaufen geht. Auf der Fun-Welle fällt es dann beim Surfen auf: Die Zeit ist vorbei, und weder Geschmack noch Vernunft sind in den Konsumtrottel eingezogen. Nur noch 65 Deutsche Mark, voll funny, wenn die weg sind! Vom Kaufhof, dessen Reklameheinis mehr Englisch schreiben, als sie Deutsch können.

Ich frage mich ja bis heute, wie ich diese vollenthirnten Achtziger Jahre ohne bleibende Hirnschäden überlebt habe.