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Egal, wo es hingeht!
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Wer jetzt angesichts dieses neckischen Details aus einer Reklame aus der Mitte der augenwürgreizfördernden Siebziger Jahre denkt, dass das damit beworbene Geldspielgerät vielleicht ein bisschen hübscher ausgesehen hat: Nein, das ist nicht der Fall. Tatsächlich ist dieser Geldspielautomat von Bergmann, der, wenn man einmal von der Gewinnabtastung mit ständig auf der Platine herumschrubbernden Schleifkontakten absieht, seinem Mitbewerb von Wulff und NSM technisch überlegen war, vermutlich das hässlichste deutsche Geldspielgerät — zumindest so lange, bis ADP/Gauselmann um das Jahr 1982 ein paar unfassbare Geschmacksverirrungen der Marke „Merkur Zauberblume“ und „Merkur Glücksrad“ auf dem Markt erbrach, bei denen man Sehnsucht nach den geschmacklosen Siebzigern bekam. Nein, ich suche dazu jetzt keine Bilder raus. Ich will diese Anblicke, die damals in wehrlose Kneipen, Imbisse und Restaurants gestellt wurden, vergessen.
Sportlich. Faszinierend. Bitte vom Wasser fernhalten!
Ich habe in den Siebziger Jahren ja gern gesagt, dass Surfen fast das Gleiche ist wie Segeln, nur, dass man sich beim Segeln meistens über Wasser befindet, und ich habe diesen Spruch auch gern in den Neunziger Jahren noch einmal aus meiner Hirnkrypta herausgeholt, als alle davon sprachen, „im Internet zu surfen“, wenn sie das Web meinten. Von diesem Flipper freilich, da sprachen sie nicht alle. Obwohl er lt. dieser Reklame das „Gespräch der Branche“ auf der „Welle des Erfolgs“ sein sollte, hat man ihn in Deutschland kaum gesehen. Dabei hat er mit über 10.000 Geräten eine beachtliche Auflage gehabt. Vermutlich kam er nur in Deutschland nicht so gut an, wo die graue, kalte Nordsee die Hälfte der Urlaubszeit lang nur zum Schlicksurfen taugt, und wer möchte da schon platsch unter die Oberfläche geraten.
Ich selbst habe diesen Flipper nie gespielt. Das recht aufgeräumte Playfield sieht durchaus interessant aus, aber die Droptargets oben links sollte man besser mit dem linken Flipper backhand angehen, denn sonst hat man einerseits einen Winkel, der zu gefährlich zurücklaufenden Bällen führt, und andererseits steht bei ungenauen Schüssen (für die ich immer ein ganz großer Experte war) von rechts die Gumminoppe am Spinner im Wege, die zwar keine Punkte aufzählt, aber zuverlässig die Kugel in den Leerraum zwischen den beiden Flipperfingern zurückgibt. Die Seitenausläufe sehen ebenfalls fies aus, dass man die Kugel am besten davon fernhält. Eine typische drain machine der Siebziger Jahre also, mit machbar aussehenden Spielzielen, aber fiesem Design; ein Gerät, dass dafür da ist, einem das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Beinahe schade, dass ich den nie gespielt habe… na ja, zum Glück gibt es Sammler, die Videos zu YouTube hochladen. Oh, dieser Flipper ist ja deutlich zahmer als hier viel häufiger gesehene Geräte aus der Siebziger-Jahre-Gottlieb-Ära wie etwa Big Indian, Fast Draw, Jungle Queen oder Spirit auf 76. Ich glaube, der wurde hier so selten aufgestellt, weil die Spieler viel zu lange Spaß für ihr Geld hatten. 😉
Crash’n Score
Wer mal kräftig Gas geben und sich den neuen großen Video-Erfolg des Jahres 1975 anschauen möchte: Es gibt ein Video des emulierten Spieles auf YouTube. Der „realistische Motorsound“ wurde allerdings nicht mit Programmierung oder integrierten Schaltkreisen, sondern durch eine Transistorschaltung erzeugt und ist zum Glück in der Emulation nicht hörbar. Er war nicht realistisch. Aber er war laut.
Der „neue große Video-Erfolg“ ist übrigens heute eine Seltenheit und hat bei guter Erhaltung einen beachtlichen Sammlerwert. 😉
Super Star
Die Reklame für diesen Flipper aus dem Jahr 1975 ist beinahe so dröge wie der schnell zum Thema „olympische“ Spiele hingepatzte Flipper selbst.
Von Könnern für die Praxis
Was in der Werbung nicht steht: Damit ein großer Gewinn in so einer musikboxend schlagerdurchdudelten Bierdunsthölle „Auf die Leber“ der Siebziger Jahre auch so richtig auffällt — das Verlieren soll ja eher nicht so wahrgenommen werden, aber für „hervorragende Kassenergebnisse“ reichlich stattfinden — hatte die Exquisit Gold noch die Direktauszahlung in den größeren Serien. Wenn auf dem Sonderspielezähler eine Zahl über zwanzig stand, führte jeder Gewinn dazu, dass eine 2-DM-Münze direkt in die Schale prasselte. Dass unter der Schale ein kleiner Hohlraum war, der dieses Geräusch noch etwas verstärkte, war natürlich kein Zufall, sondern ein Beispiel der Ingenieurskunst. Von Könnern für die Praxis eben.