Freiwillige Selbstverpflichtung

Werbung aus dem Jahr 1971 -- Aktion »Fahr ohne Promille« -- Auch wenn sie einen guten Tropfen schätezen, geben Sie Ihr großes Ehrenwort: Am Steuer keinen Alkohol! -- Damit Sie immer daran denken, kleben Sie die Plakette an Ihr Auto. Sie erhalten sie kostenlos an Tankstellen. -- Plakette mit Motiv einer Schwurhand: Mein fester Wille: Ohne Promille -- Oder vom Bundesminister für Verkehr, 53 Bonn, Sternstraße 100.

Diese Werbung ist übrigens aus dem Jahr 1971. Damals galt keine gesetzliche Promillegrenze in der Bundesrepublik Deutschland, lediglich ein Wert von 1,5 Promille, der in einem Urteil des Bundesgerichtshofes aus dem Jahr 1953 zum Richterrecht wurde und eine pauschale Verfolgung als Ordnungswidrigkeit ermöglichte.

Dementsprechend viel wurde in den Sechziger Jahren gestorben, als die totale Automobilmachung in der Bundesrepublik losging, oder besser gesagt: Fahrt aufnahm. Unter großen Opfern Fahrt aufnahm. (Das lag aber auch am damaligen Sicherheitsstandard: Keine Sicherheitsgurte, keine Kopfstützen. Da fliegt der Kopf erst nach vorn aufs Lenkrad und dann gleich wieder in den Sitz zurück, wo nichts dem Impuls des Kopfes entgegengesetzt wird. „Knack“ sagt es, doch der Fahrer hört es nicht mehr, weil es statt einer schweren Gehirnerschütterung einen Genickbruch gibt. Immerhin wird er am nächsten Tag keinen Kater haben und kann sich auch die Alka Seltzer gegen den Schädel sparen.)

Der Deutsche Bundestag verabschiedete am 14. Juni 1973 unter Federführung des Kabinetts Brandt II das Gesetz mit der 0,8-Promille-Grenze, die Anfang der Nuller Jahre auf 0,5 Promille gesenkt wurde. Der damalige, heute zu Unrecht ziemlich unbekannte Verkehrsminister Lauritz Lauritzen musste dabei, wie auch bei der Einführung eines Tempolimits von 100 km/h auf Landstraßen, gegen erhebliche, von der Bildzeitung gern und mit persönlichen Angriffen gegen Lauritzen verstärkte Widerstände durch den ADAC vorgehen.

Das Motto der ADAC-Bildzeitungs-Kampagne lautete übrigens: „Freie Fahrt für freie Bürger“.

Das von Lauritz Lauritzen auf dem Hintergrund der ersten Ölkrise ebenfalls eingeführte Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen wurde im März 1974 wieder aufgehoben. Seitdem ist die Bundesrepublik Deutschland nach meinem Kenntnisstand wieder das einzige Land der Welt, auf dessen Autobahnen kein Tempolimit gilt. Prost!

Mica

1-1/2'' Battery TV -- TR-001 -- The Mica 1 -- Micro-Miniature Battery/AC Portable TV. Built-in rechargeable nickel cadmium batteries. 11 IC's. 2'' magnifier lens. Electro tuner. All solid state. With AC adaptor/recharger, extra batteries, earphone, and leather carrying case. 4 1/4'' H, 2 1/4'' W, 6 3/8'' D.

Interessant an den Panasonic-Produkten der frühen Siebziger Jahre ist übrigens, dass jedes dieser Produkte einen Namen hat, und zwar meist einen, der eher sinnlos klingt. Mica hätte auch Annie heißen können. Oder David. Oder Wahnfried. Oder Swetjana. Niemand außerhalb der Werbeabteilung von Panasonic hat diesen Namen einen Sinn entnehmen können, aber solche Namen prägten sich nun einmal besser ein als eine Produktnummer TR-001. Und das scheint auch ihr einziger Zweck gewesen zu sein.

Die Vorstellung, in Elektroladen zu gehen und dort einem unterbezahlten und mies gelaunten Verkäufertypen ohne Übersicht über das Verkaufsangebot zu sagen, dass ich gern den Bernd kaufen möchte, finde ich aber trotzdem befremdlich. 😉

Dieses Programm gibt es leider nicht mehr

Bayerischer Rundfunk -- Elektrisches Farbtestbild -- Das in der Bundesrepublik Deutschland eingeführte elektrische Farbtestbild eignet sich zur Prüfung von Übertragungseinrichtungen (Fernsehleitungen, Sendern, Umsetzern, Gemeinschaftsanlagen), von Schwarzweiß- oder Farbfernsehempfängern sowie zur Beurteilung von Empfangssituationen und zur Einrichtung von Fernsehantennen. -- Es wird von den Fernsehsendern des 1. Programms (ARD), den Sendern des 2. Programms (ZDF, DBP) und den Sendern der 3. Programme (ARD, DBP) ausgestrahlt. Die Testzeiten sind den Programmzeitschriften zu entnehmen oder können von den Rundfunkanstalten erfahren werden. -- 1. Ausgabe 1971

Aber es war schon ein bisschen schade, dass sie das optische Telefunken-Testbild T05 durch ihren neumodischen FuBK-Kram ersetzt haben. T05 war zwar fürs Farbfernsehen unbrauchbar, aber dafür ein Kunstwerk:

Optisches Testbild T05

Übrigens ist es nicht wahr, dass 1971 noch in den Programmzeitschriften (ja, so etwas gab es damals noch) gestanden hätte, wann das Testbild ausgestrahlt wurde. Aber der Bayerische Rundfunk war schon immer eine Parallelgesellschaft.